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Wie oft ist es eigentlich das Medikament?

Gerhard Feilmayr, 16.08.2025

Warum Medikationsfehler ein unterschätztes Risiko im Klinikalltag sind
Jede zweite ärztliche Entscheidung betrifft ein Medikament. Und jede dieser Entscheidungen birgt potenzielle Risiken: Überdosierungen, Wechselwirkungen, Doppelverordnungen – oder schlichtweg das falsche Präparat. Was wie Einzelfälle wirkt, ist in Wahrheit ein systemisches Problem.

Studien zeigen: 10 % aller Krankenhausaufnahmen sind medikationsbedingt
Internationale Daten sprechen eine klare Sprache: mindestens 10 % aller Krankenhausaufnahmen sind auf Medikationsfehler oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen. Dabei geht es vor allem um Fehler, die zur Aufnahme führen – etwa falsche Dosierungen, riskante Kombinationen oder mangelnde Therapieüberwachung im ambulanten Bereich. Auch in Österreich lassen sich daraus jährlich mehrere tausend Spitalsaufenthalte ableiten.

Der wirtschaftliche Schaden ist enorm
Eine belastbare Modellschätzungen von IMS Health geht davon aus, dass "AM-Fehler bis zu EUR 2,4 Mrd. Kosten jährlich generieren und gehen allein in Österreich von rund 200 Millionen Euro vermeidbarer Zusatzkosten pro Jahr aus – durch längere Aufenthalte, Zusatzbehandlungen und vermeidbare Komplikationen. Indirekte Kosten wie Arbeitsausfall oder Pflegeaufwand sind darin noch nicht enthalten.

Wer ist besonders betroffen?
Besonders gefährdet sind ältere, multimorbide Patient:innen – oft durch lückenhafte Medikationsanamnese, fehlende Interaktionsprüfungen oder fehlende Dosisanpassungen. Aber auch jüngere Patient:innen sind betroffen, etwa bei unvollständiger Übergabe von Medikationsplänen bei Entlassungen.

Warum passieren solche Fehler trotz eMedikation und Software?
Digitale Tools unterstützen – aber sie ersetzen kein klinisches Denken. Unter Zeitdruck passieren viele Fehler im Kleinen: eine vergessene Dosisreduktion, ein unbedachter Präparatewechsel oder eine unterlassene Rücksprache im Team. Schulungen im realen Arbeitskontext fehlen oft – ebenso wie ein strukturiertes Feedbacksystem.

Wie MEDCH unterstützt
MEDCH setzt genau hier an: Mit realistischen Fallbeispielen, die häufige Unsicherheiten im klinischen Alltag abbilden. In kurzweiligen Lerneinheiten können Ärzt:innen, Pharmazeut:innen und Pflegekräfte trainieren, was in der Ausbildung oft zu kurz kommt: klinisches Denken unter Zeitdruck, differenzierte Arzneimittelentscheidungen, Kommunikation im Team. Die interaktiven Trainings stärken Wissen, Reflexionsfähigkeit und interdisziplinären Austausch – und fördern so eine Sicherheitskultur, die weit über Lehrbücher hinausgeht.

Fazit
Medikationsfehler sind vermeidbar – aber nur, wenn sie als systemisches Problem erkannt werden. MEDCH bringt dafür eine einfache Lösung in den Alltag: kliniknahe Schulung, interaktiv, evidenzbasiert und direkt umsetzbar.


Quellenverzeichnis:

1.  Howard, R. L., Avery, A. J., Slavenburg, S., Royal, S., Pipe, G., Lucassen, P., & Pirmohamed, M. (2007). Clinical and economic impact of medication errors in hospitalised patients: a prospective study. Drug Safety, 30(5), 359–367.
→ Liefert belastbare Zahlen zur Häufigkeit und zum ökonomischen Schaden von Medikationsfehlern.

2. WHO (2017). Medication Without Harm – Global Patient Safety Challenge.
→ Schätzt globale Folgekosten auf über 42 Mrd. US-Dollar jährlich. Grundlage für viele nationale Aktionspläne zur Fehlervermeidung.

3. IMS Health Austria (2014). Modellrechnung zu Medikationsfehlern im österreichischen Gesundheitssystem.
→ Geht von ca. 200 Mio. € jährlich vermeidbarer Kosten in Österreich aus (direkte Kosten).

4. Assiri, G. A., et al. (2018). What is the epidemiology of medication errors...? BMJ Open, 8(5), e019101.
→ Liefert systematische Übersicht zur Prävalenz von Medikationsfehlern in der stationären Versorgung, u. a. auch zu Aufnahmeraten (z. B. 7–11 %).

5. Krähenbühl-Melcher, A., Schlienger, R. G., Lampert, M., & Krähenbühl, S. (2007). Drug-related problems in hospitals: a review of the recent literature. Drug Safety, 30(5), 379–407.
→ Zeigt häufige Ursachen: unvollständige Anamnese, fehlerhafte Entlassmedikation, fehlende Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz.

6. AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft). (2019). Unerwünschte Arzneimittelwirkungen – erkennen und vermeiden.
→ Bestätigt, dass 71 % arzneimittelbedingter Nebenwirkungen bei Aufnahme vermeidbar wären.