Was Investitionen über strategische Schwerpunkte verraten
Die Entwicklung neuer Medikamente zählt zu den anspruchsvollsten und kostenintensivsten Vorhaben der modernen Industrie. Pharmaunternehmen investieren Milliarden in Forschung und Entwicklung, um innovative Therapien auf den Weg zu bringen. Zugleich wird gezielt in Marketing und Vertrieb investiert – um wissenschaftliche Fortschritte wirksam in die Praxis zu bringen, den Zugang zu neuen Behandlungsoptionen zu erleichtern und den Wissenstransfer zu unterstützen. Internationale Marktanalysen zeigen: Die strategische Balance zwischen Innovation und Information ist entscheidend, um moderne Therapien dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden – zu den Patient:innen.
Ein strukturelles Ungleichgewicht
Eine Analyse aus dem Jahr 2020 zu den zehn umsatzstärksten Pharmafirmen zeigt: Sieben dieser Unternehmen investierten mehr Geld in Marketing und Vertrieb als in Forschung und Entwicklung. Bei einigen lag der Unterschied bei mehreren Milliarden US-Dollar – mitunter über 30 % zugunsten der Vermarktung. Auch frühere Erhebungen bestätigen diesen Trend: Nur ein Bruchteil der Unternehmen setzt Forschung über Absatzförderung – viele jedoch investieren das Vielfache in Werbung.
Diese Entwicklung hat Konsequenzen. Denn je stärker Marketingbudgets Forschungsausgaben übersteigen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Innovation zur Nebensache wird – zugunsten des schnellen Markterfolgs.
Was bedeutet das für die Versorgung?
Die Auswirkungen zeigen sich auch in der Bewertung neuer Präparate. Laut Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, bieten nur etwa 10–20 % der neuen Arzneimittel einen relevanten therapeutischen Zusatznutzen gegenüber bestehenden Alternativen. Dennoch werden diese Produkte oft mit großem Werbedruck vermarktet – unabhängig von ihrem tatsächlichen Fortschrittspotenzial.
Ludwigs Fazit ist eindeutig: „Ein wirklich innovatives Medikament braucht keine Hochglanzkampagne – es überzeugt durch seinen medizinischen Nutzen. Wenn jedoch massives Marketing nötig ist, um Überzeugung zu schaffen, spricht das weniger für das Produkt – und mehr für die Lücken im System.“
Warum Kommunikation nicht gleich Wissen ist
Werbung kann Aufmerksamkeit schaffen – aber keine klinische Relevanz ersetzen. Für Ärzt:innen und Pharmazeut:innen wird es dadurch immer schwieriger, die therapeutische Bedeutung eines neuen Produkts realistisch einzuordnen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Eigenschaften eines Medikaments gerät unter die Räder, wenn die Kommunikation primär auf Absatzoptimierung ausgerichtet ist.
MEDCH als Alternative: Lernen statt Werben
Genau hier setzt MEDCH an. Als digitale, fallbasierte Lernplattform stellt MEDCH das Wissen – nicht die Werbebotschaft – in den Mittelpunkt. Neue Präparate werden dort vermittelt, wo sie angewendet werden: im klinischen Kontext. Ärzt:innen und Pharmazeut:innen lernen entlang realer Entscheidungssituationen – interaktiv, evidenzbasiert und didaktisch fundiert.
Statt Hochglanzbroschüren erhalten Fachkräfte fundierte Inhalte, die zur sicheren Anwendung beitragen – und damit letztlich auch zu einer rationaleren, verantwortungsbewussteren Arzneimittelversorgung.
Quellenverzeichnis:
1. CSRxp.org (2021). Big Pharma’s Drug Pricing Practices.
→ Analyse der zehn größten Pharmaunternehmen 2020: In sieben Fällen lagen die Marketing- und Vertriebsausgaben deutlich über den F&E-Budgets. Gesamtdifferenz: +36 Mrd. USD. https://www.csrxp.org
2. SRF.ch (2013/2021). Pharmaindustrie: Mehr Geld für Marketing als für Forschung?
→ Gegenüberstellung der Ausgaben großer Pharmakonzerne für Marketing vs. F&E. Nur Roche investierte mehr in Forschung als in Vertrieb. https://www.srf.ch
3. Der Arzneimittelbrief (2022). Interview mit Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
→ Kritische Bewertung des therapeutischen Zusatznutzens vieler neuer Arzneimittel und der damit verbundenen Vermarktungsstrategien. https://der-arzneimittelbrief.com/artikel/2022/arzneimittel-mit-erheblichem-zusatznutzen-bei-der-fruehen-nutzenbewertung-2021
4. America’s Health Insurance Plans (AHIP, 2020). Understanding Big Pharma’s Business Model.
→ Die Vertriebsstrategien vieler Unternehmen beruhen primär auf Absatzoptimierung statt auf Innovation. https://www.ahip.org
5. MEDCH-Analyse (2024–2025).
→ Interne Auswertung zur Struktur medizinischer Außendienstinformationen und Vergleich mit didaktischen Lernformaten im Rahmen der Produktentwicklung.